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Die neue Mobilität der Silver Driver

Die neue Mobilität der Silver Driver

Die besonderen Bedürfnisse der „Best Ager"
Die Generation 60 plus ist so fit, kaufkräftig und mobil wie nie zuvor – das spürt auch die Automobilbranche. Die Herausforderung: altersfreundliche Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, ohne das Wort „Senioren-Auto" in den Mund zu nehmen.

Abenteuer verheißende Landschaften oder urbane Räume, ein junger Mann, der für die Dauer einer Autofahrt aus seinem Managerleben ausbricht, eine Jungfamilie mit mehreren Kindern oder ein „Thirtysomething"-Pärchen: Diese Sujets sind uns aus der typischen Autowerbung vertraut. Auf den Straßen und vor allem in den Schauräumen der Autohändler hingegen zeigt sich ein anderes Bild, denn Tatsache ist, dass Senioren die umsatz- und gewinnträchtigste Zielgruppe der Branche stellen. In Deutschland ist bereits ein Drittel der Neuwagenkäufer über 60, darunter auch immer mehr Frauen. Dank steigender Lebenserwartung und besserer Gesundheit ist auch im Alter das Bedürfnis nach Mobilität ungebrochen. Doch wie geht die Automobilbranche mit einer Generation um, die sich nicht wie „Old Ager", sondern wie „Best Ager" fühlt?

So steht es um die Mobilität im Alter

In Österreich gibt es nach oben keine gesetzliche Alterseinschränkung, um sich hinter das Steuer zu setzen. Das Thema Führerschein-Nachprüfung oder -abnahme steht aber immer wieder öffentlich zur Debatte. Denn mit dem Alter wächst zwar die Erfahrung und nimmt die Risikofreude ab, doch es lassen Seh- und Hörsinn, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsschnelle und Beweglichkeit nach. Auf die Kilometeranzahl gerechnet, verursachen Senioren einen relativ hohen Anteil an Verkehrsunfällen. Ein Blick in andere Länder zeigt, dass die sogenannten Silver Driver daher nicht überall uneingeschränkt unterwegs sein dürfen. So wird man unter anderem in Dänemark, Finnland und Großbritannien, aber auch in Südeuropa ab einem gewissen Alter zu Fahrtauglichkeitstests und ärztlichen Untersuchungen verpflichtet. Auch eine eingeschränkte Fahrerlaubnis, etwa nur bei Tageslicht oder mit Ausnahme der Autobahn, ist eine Möglichkeit, um das Risiko von Unfällen zu verringern.

Wie der demographische Wandel das Auto-Design beeinflusst

Vom berüchtigten „Mann mit Hut"-Klischee sind die Silver Driver der heutigen Zeit dennoch weit entfernt. Das gefühlte Alter scheint auch die Erklärung dafür zu sein, dass die Senioren in der Werbung deutlich unterrepräsentiert sind. Wer sich selbst jung fühlt, möchte auch so angesprochen werden. Das jugendliche Image ist dem flotten Silver Driver von heute, der das Auto als Unabhängigkeitssymbol sieht und den Fahrspaß weiterhin genießen möchte, wichtig. Für die Autohersteller bedeutet das, dass das Auto zwar seniorengerecht sein muss, aber nicht so aussehen darf. Der Schlüssel dafür lautet Universal Design, das Produkte durch eingängige Bedienung einer möglichst breiten Masse an Nutzern zugänglich zu machen versucht. Soll heißen: Die seniorenfreundlichen Eigenschaften machen – sofern sie nicht als solche kommuniziert werden – die Fahrzeuge auch für jüngere Zielgruppen attraktiv.

Comfort is king – bei jeder Altersgruppe

Was sind also die Bedürfnisse der älteren Autofahrer und wie geht man auf der Herstellerseite damit um? Einerseits durch Sich-Einlassen auf das neue Lebensgefühl der Best Ager, andererseits durch konkrete Maßnahmen wie einen Alterssimulationsanzug. Dieser wird von vielen Marken im Entwicklungsprozess genutzt und macht von schweren Gliedern bis zum Handtremor die Beschwerlichkeiten des Alters erlebbar. Durch die körperliche Eingeschränktheit spielt vor allem der Komfort eine bedeutende Rolle – ein Merkmal, das übrigens nicht an eine bestimmte Altersgruppe gebunden ist. Schließlich schätzen auch Jüngere Ergonomie, viele Einstellungsmöglichkeiten von Sitzen und Lenkrad sowie eine angenehm erhöhte Einstiegs- und Sitzhöhe. Auch große Türöffnungen und Fensterfronten mit schmalen B- und C-Säulen werden ohne Alterseinschränkung gerne angenommen, ebenso wie ein Automatikgetriebe. Was sich Senioren außerdem von einem Neuwagen wünschen, ist ausreichendes Platzangebot – vor allem in Hinblick auf ihre Enkel. Doch auch Gehhilfen wollen im großzügigen Kofferraum mit niedriger Ladekante verstaut werden.

Was das „Senioren-Auto" können muss

Sicherheit ist ebenfalls ein wichtiges Thema bei dieser Altersgruppe. Hier kommen diverse Fahrerassistenzsysteme ins Spiel. Wenn beispielsweise der Schulterblick nicht mehr klappt, springen die Rückfahrkamera und Einparkhilfe ein. Spurhalte- und Stauassistenten, automatische Abstandsregelung und Verkehrszeichenerkennung helfen dabei, in schwierigen Situationen den Überblick zu bewahren und zeitgerecht zu reagieren. Im Fall des Falles gibt eine automatisierte Notfall-SMS die Standortdaten an die Rettungsdienste durch. Zu viele Knöpfe und Schalter sollten es allerdings nicht sein, damit die elektronische Bedienoberfläche intuitiv und einfach bleibt. Zusammengefasst: SUVs sind, wenig überraschend, als Auto für die Silver Driver bestens geeignet, wobei auch (Kompakt-)Vans und Kombis beliebt sind. Was in der Werbung also in der suburbanen Einfahrt der Jungfamilie steht, wird im echten Leben mindestens genauso häufig von einem Silver Driver im besten Alter gelenkt.